Biographie

Ilija Trojanow – Weltensammler und Kulturvermittler

Der am 23. August 1965 in Bulgarien geborene Autor Ilija Trojanow begann schon im Schulalter Kurzgeschichten und Gedichte zu verfassen, fand großen Gefallen daran, insbesondere auch an den Reaktionen, die er hervorrufen konnte, und erkannte mit 16 Jahren seine Berufung als Schriftsteller. Heute zählt er zu den renommiertesten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. 

Er war sechs Jahre alt, als seine Familie 1971 mit ihm aus Bukarest, der Hauptstadt Bulgariens, über das damals noch einen Staat bildende Jugoslawien nach Italien floh, dort in einem Flüchtlingslager unterkam und dann in Deutschland politisches Asyl erhielt. Hier verbrachte er jedoch nur ein Jahr, da sein Vater in Nairobi als Ingenieur Arbeit fand und mit der Familie nach Kenia übersiedelte. Die Zeit dort, von 1972 bis 1984, unterbrochen von einem dreijährigen Schulaufenthalt in Deutschland, prägte Ilija Trojanow durch vielfältige Begegnungen mit verschiedenen Kulturen in der gemischten Schule und die immense Freiheit, die das Land ihm bot. 

Der immer wieder erfolgte Wechsel des Wohnorts führte zu seinem mehrsprachigen Aufwachsen, was er als große Bereicherung empfindet und nachdrücklich – wem immer das nur möglich ist – zur Nachahmung empfiehlt. Jede Sprache eröffnet eine neue Welt. Er selbst fühlt sich in mindesten drei Sprachen zuhause, bulgarisch, deutsch, englisch, was entscheidend dazu beigetragen hat, dass er sich schnell in ganz unterschiedliche Kulturen hineinzufinden lernte. Heute kann man Ilija Trojanow als einen höchst sensiblen, literarisch bestens ausgewiesenen Kulturvermittler bezeichnen. 

Von 1985 bis 1989 studierte Ilija Trojanow in München Jura und Ethnologie und gründete danach zwei Verlage, die sich auf afrikanische Literatur spezialisierten. Nach einer langen Afrikareise wurde 1993 sein erstes Buch „In Afrika. Mythos und Alltag Ostafrikas“ veröffentlicht, in dem es um das anfängliche Befremden geht, das sich dann in Interesse und Zuneigung für seine neue Heimat Kenia wandelt. 1996 ist sein erster Roman mit dem Titel „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“ erschienen, der von der Exilerfahrung einer Familie in einem italienischen Asylentenheim handelt. 

1999 übersiedelte Trojanow nach Bombay; in den folgenden Jahren beschäftigte er sich intensiv mit Indien. Von 2003 bis 2007 lebte Trojanow in Kapstadt. Nach seinen vielen Aufenthalten in verschiedenen Ländern hat Ilija Trojanow keinen bevorzugten Wohnort, sondern er sagt von sich, dass es ihm da, wo er gerade sei, am besten gefällt. Derzeit lebt er in Wien. 

Der große literarische Durchbruch gelang Ilija Trojanow 2006 mit dem Roman „Der Weltensammler“, mit dem er den Preis der Leipziger Buchmesse gewann und der auch international zu einem Bestseller wurde, insgesamt in bereits 27 Sprachen übersetzt. Der Roman begibt sich auf die Spuren des Engländers Richard Francis Burton und zeichnet dessen Aufenthalt und Erfahrungen in drei verschiedenen Kulturen nach, in Indien, auf der arabischen Halbinsel und in Ostafrika. 

Sein neuester Roman „EisTau“ ist 2011 erschienen. Er widmet sich einem ganz anderen Thema, der Bewahrung der Natur und dem Überleben der Menschheit. Auch wenn der englische Büchermarkt ihm vielleicht mehr Gewinn bringen würde, so bleibt sich Ilija Trojanow selber treu und schreibt auf Deutsch, der Sprache, die er inzwischen als die ihm am nächsten stehende empfindet und deren vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten er schätzt. 

Laura L., Ida M., Lena S.