Menschrechtsaktivistin Urmila Chaudhary zu Gast am GG

07.07.2017  (A. H.)  –  „We are not born kamalari, we are made kamalari“: den Theodor-Haecker-Preis für politischen Mut und Aufrichtigkeit der Stadt Esslingen erhielt dieses Jahr die nepalesische Menchenrechtsaktivistin Urmila Chaudhary, die sich gegen die Versklavung von Mädchen als sogenannte „Kamalari“ einsetzt. Nach der Preisverleihung am vergangenen Sonntag im Neckarforum durften wir am 7.7.2017 die beeindruckende Preisträgerin zum Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der Kursstufe 1 in der Aula begrüßen.

Ein kurzer Filmausschnitt zeigte wichtige Stationen aus Frau Chaudharys Leben: sie wird als Sechsjährige für das leere Versprechen auf gute Behandlung und Schulbildung an einen Menschenhändler verkauft. Dieser bringt sie nach Kathmandu zu ihren Sklavenhaltern. Dort muss sie die Kinder der Familie versorgen und die Hausarbeit erledigen, eine Schule darf sie nie besuchen. Im Jahr 2003 wird das Kamalari-System in Nepal zwar offiziell abgeschafft, dennoch wird Urmila Chaudhary ein Jahr später an eine andere Sklavenhalterin verschenkt, die sie demütigt und quält. Mit 17 Jahren schließlich spürt ihr Bruder sie auf und holt sie zurück. Nun kann sie endlich ihren Traum verwirklichen und eine Schule besuchen.
Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern berichtet Frau Chaundhary von ihrem politischen Engagement, bei dem sie unter anderem von Man Bahadur Chhetri, der sie nach Esslingen begleitet hat, unterstützt wird. Herr Bahadur Chhetri ist Manager der Nepal Youth Foundation und damit ein wichtigen Vertreter im Kampf gegen das Kamalari-System. Chaundhary selbst leitet nun das Freed Kamalari Developement Forum (FKDF) und erzählt dem interessierten Publikum von verschiedenen Projekten ihrer Organisation, unter anderem von den sehr wichtigen Kooperativen für befreite Kamalari-Mädchen, die so mithilfe von Mikrokrediten des FKDF ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten können, indem sie zum Beispiel Kleidung verkaufen. Seit dem offiziellen Verbot des Kamalari-Systems sind 13.000 Mädchen aus der Sklaverei befreit worden, auch von diesem Befreiungsaktionen erzählen die beiden Aktivisten. Da die befreiten Mädchen noch lange an den physischen und psychischen Folgen der Sklaverei leiden, versuchen die Menschenrechtsorganisationen auch mit psychologischer Betreuung und Bildungsangeboten zu helfen.

Der guten Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat Esslingen, darauf weist Herr Scheffzek in seiner Begrüßung hin, ist es zu verdanken, dass wir einen Blick in eine uns wenn überhaupt nur als Reiseziel bekannte Welt werfen können, in der die Menschenrechte, die für uns meist eine Selbstverständlichkeit sind, eben nicht für alle Menschen gelten. Mit Urmila Chaudhary konnten wir Bekanntschaft machen mit einer Frau, die sich für diese Menschenrechte einsetzt. Wir danken ihr und Man Bahadur Chhetri für ihren Besuch und Frau Löthe vom Kulturreferat Esslingen für die gute Zusammenarbeit und die Organisation und Übersetzung dieses eindrücklichen Gesprächs. 

A. Hansmann