Der Unterstufenchor sang den Zuhörern von Dezemberträumen, die „...aus Musik und Licht gemacht“ sind und riet in einer weihnachtlichen Version des russischen Wiegenliedes Bajuschki Baju, die Augen zu schließen, um zu sehen. Denn manchmal sieht man die wichtigen Dinge eben nicht mit den Augen – so war auch die Aussage in Dekan Weißenborns Ansprache, in der er an den kürzlich verstorbenen Nelson Mandela erinnerte. Dessen Satz „Wir sind alle bestimmt zu leuchten“ stand im gedanklichen Zentrum der Adventsminuten.
Und wie ein wärmendes Licht für die Zuhörer war dann auch das anschließende Konzert der rund 200 Schülerinnen und Schüler des GG, die weihnachtliche und andere festliche Stücke sangen und spielten.
Mit sauberer Intonation, wunderbarer Textverständlichkeit und schwungvollem Tempo eröffnete der Unterstufenchor mit L. Delibes' Kyrie das Konzert. Den Gesang begleitete ein Streichquartett – die vielfältigen Talente an unserer Schule wirkten hier wieder einmal gemeinsam zu etwas Schönem. Nach dem Klassiker Gloria in excelsis deo begrüßte Schulleiter Herr Scheffzek Mitwirkende und Gäste. Als Gedankenanstoß warf er eine Frage auf: Wie viele Dinge braucht der Mensch? Was braucht es für Weihnachten? Weihnachtliches Musizieren und zweckfreies Zuhören kann wohltuend die Last der 30 000 Dinge, die wir durchschnittlich so besitzen, eine Zeitlang von uns nehmen.
Das Unterstufenorchester begleitete die Zuhörer fort von der Welt der vielen materiellen Dinge in eine Welt aus Klang und Weihnachtsbotschaft. Ganz unterschiedliche Weihnachtsstimmungen kamen auf – munter und freudig ging es zum Beispiel zu bei Ihr Hirten, erwachet und ganz harmonisch bei Die Sterne am Himmel. Immer wieder taten sich Solisten hervor – und das nicht nur mit ihren Instrumenten: Mit einer Strophe von Morgen, Kinder, wird’s was geben gelang es den Sängerinnen und Sängern mit ihren Stimmen die große Kirche zu füllen.
Mit dem Lied Zu Bethlehem geboren, bei dem die Gemeinde zum Mitsingen eingeladen war, verabschiedeten sich die Unterstufenensembles.
Gospel-Swing kam mit dem Großen Chor (Glorify Jesus, All night, all day) in die Kirche. Weniger Sänger als sonst standen vorne, aber trotzdem erklang eine ausgewogene Fülle. Besondere Anerkennung gilt den Männerstimmen, die nahezu solistisch singen mussten, aber gleichwohl gepflegt und kräftig ihre Stimmen hören ließen. Auch ein altbekannter Klassiker wie Go, tell it on the mountain wurde durch die Vierstimmigkeit so zu einem Erlebnis.
Einen meditativen Ruhepunkt setzte das Große Orchester mit dem feierlichen Concerto grosso in C-Dur von F. Geminiani. Flöten- und Cellosolisten ebenso wie das Ensemble schafften mit den volltönenden, erhebenden Klängen und mit ausgewogener Intonation eine festliche Stimmung. Dabei war das Stück sicher nicht ganz einfach zu spielen – besonders die raschen Tonwechsel im zweiten Allegro stellten hohe Ansprüche, die das Orchester sicher bewältigte. Obwohl der Applaus zwischen den Sätzen störte, gelang es den Musikerinnen und Musikern, die Spannung zu wahren.
Der Höhepunkt des Konzertes war gewiss der gemeinsame Auftritt von Großem Chor und Großem Orchester: Die Missa Harmonia Mundi von L. Maierhofer setzte ein musikalisches Zeichen, dass die Gemeinsamkeit ein wichtiges Element von Weihnachten ist. Und dass Weihnachten nicht nur in Esslingen passiert, sondern „aller Welt widerfahren wird“, zeigte sich durch die verschiedenen Sprachen, in denen die Messeteile gesungen wurden. Ganz differenziert brachten die einzelnen Teile Weihnachtsstimmungen mit: Besinnung, Bitte um Erbarmen, Jubel und Dank entließen die Zuhörer nach diesem sehr gelungenen Konzert wieder in die Welt draußen, die plötzlich gar nicht mehr so hektisch, dunkel und kalt wirkte.
Wir danken euch allen: Sängerinnen und Sängern, Instrumentalistinnen und Instrumentalisten, und natürlich auch den betreuenden Lehrern I. Egner, F. Kögel, H. Grötzinger und F. Schmieder. Ihr habt – wie Mandela es gemeint hat – für uns geleuchtet.
C. S.