Lichtbringer: Das Weihnachtskonzert der Musikensembles des GG

20.12.2022  (C.S.; Fotos K.M.)  –  Ein musikalisches Erlebnis in fünf Gänsehautmomenten stellte in diesem Jahr das traditionelle Weihnachtskonzert des GG am Dienstag, 13. Dezember in der fast vollbesetzten Stadtkirche St. Dionys dar, in dem es den zahlreichen Ensembles wieder einmal gelang, die Anwesenden auf das nahende Fest einzustimmen.

Wie eine Botschaft von oben erklang der erste musikalische Gruß des Unterstufenchors unter der Leitung von K. Steinke. Die Zuhörenden wurden eingeladen, eine kurze Weile nicht mehr auf dem Boden des Vorweihnachtsalltags festzuhängen, sondern sich tragen zu lassen von den schönen Tönen weihnachtlicher Musik, zu welcher der Choral Wie schön leuchtet der Morgenstern von Nicolai auf den ersten Blick vielleicht gar nicht gehört.

Die Lichtmetapher griff Dekan Weißenborn in seiner Andacht zu den „Adventsminuten“, in deren Rahmen das Weihnachtskonzert des GG wieder stattfand, auf; doch er überraschte das Publikum mit sehr unweihnachtlichem Protest: „Ich kann all diese Lichter nicht mehr sehen – als ob alles so schön und leuchtend wäre auf der Welt!“ Er erinnerte an Menschen, denen besonders jetzt gerade kaum etwas schön scheinen dürfte: Opfer von Menschenrechtsverletzungen in Qatar, Familien mit ernsthaften finanziellen Problemen angesichts von Inflation und Energiekrise, vom Krieg in der Ukraine Heimgesuchte. Für jede Gruppe löschte Weißenborneine Kerze. Dann aber kam ein wenig Licht zurück, und die Kerzen erstrahlten neu: mit dem Gedanken an die, die Bedürftige aktiv unterstützen, an die, die mutig gegen Unrecht demonstrieren, an die, die gerade in der Stadtkirche waren, nämlich eine junge Generation, die Gutes in die Welt bringen kann. Eine letzte Kerze brannte auf: Bald ist Weihnachten.

Der Unterstufenchor, nun vorne vor dem Altar zu sehen, spann den Faden musikalisch weiter. Das Spiritual Let my light shine bright, das von Strophe zu Strophe beherzter ertönte, sorgte mit Bodypercussion und einfühlsamer Cello-Begleitung (Linus A. und Kaspar G.) für einen ersten „Gänsehautmoment“ in diesem Konzert, der nicht von den niedrigen Außentemperaturen herrührte.

Nach dieser weihnachtlichen Einstimmung begrüßte Schulleiter Gereon Basler die Anwesenden und verwies auf das Glücksgefühl, das Menschen beim Musizieren vom Boden abzuheben vermag. Besonders betonte er, welch großer Anteil aller Georgiianerinnen und Georgiianer aktiv in den Musikensembles beteiligt ist, bevor der Unterstufenchor sich mit Joyeux Noël, einem rhythmisch anspruchsvollen polyglotten Weihnachtswunsch, verabschiedete.

Kaum entziehen kann man sich der feierlichen Größe von Händels Sarabande welche das Unterstufenorchester unter F. Kögel mitbrachte. Genauso konzentriert wie der Chor widmeten sich die jungen Instrumentalisten und Musiker ihrer Darbietung, deren Intonation immer sicherer wurde und besonders in der bezaubernden Interpretation der zweiten Variation für einen weiteren Gänsehautmoment sorgte. Dieses Gefühl ebbte auch bei den weiteren Stücken nicht ab. Sowohl bei Mozarts vielschichtigem Bleibe bei mir als auch bei Brahms‘ rhythmisch akzentuierten Les cloches de Hameau mit seinem Dialog von Bläsern und Streichern zeigten sich die musikalische Gestaltung und das harmonische Miteinander von ganz typischen Sinfonieinstrumenten und außergewöhnlichen Klangfarben wie denen von Gitarre und Akkordeon.

Der kleine Kreis der Sängerinnen und Sänger der Klasse 7 bewies gleichwohl starke Stimmen, vor allem in der unteren Lage. Rhythmisch präzise brachten sie Mary‘s little boychild dar. Ebenfalls unter der Leitung von I. Egner ließ sich danach der Große Chor bei Es kommt ein Schiff geladen von K. Müller (Trp) begleiten. Die auch in der Tiefe klangvollen Stimmen der Sängerinnen und Sänger schufen eine warme Atmosphäre, die beim innigen The Lord Bless you von Rutter erhalten blieb. Nicht nur der Sopran mit seinen harmonischen und sauberen Höhen sorgte hier für einen dritten Gänsehautmoment (zugegeben, dergleichen ist bei Rutter gern im Lieferumfang enthalten…). Die Freude am Singen wurde bei White Christmas (I. Berlin) und dem beschwingtvorgetragenen Winter Wonderland (F. Bernard) fast greifbar; das differenziert ausgelotete dynamische Spektrum setzte hier noch einen besonderen Akzent.

Mit Gemianis Concerto grosso in do Maggiore lud das Große Orchester das Publikum zum Träumen ein. Zusammen mit den Solisten Michelle S., Jonathan P. (Vl), Kaspar G. und Linus A. (Vc) waren die Instrumentalistinnen und Instrumentalisten unter F. Kögel ganz in ihrer Musik. Gerade die Soli bezauberten durch die hohe Musikalität und Ausstrahlung, so dass die Zuhörenden Teil dieser eigenen Welt werden durften. Unter den sensibel intonierten Sätzen, aus deren Spannungsbogen das Orchester trotz des Zwischenapplauses nicht fiel, stach besonders der dritte (Adagio) hervor – ganz sicher Gänsehautmoment Nr. 4. Die unterschiedlichen Stimmungen, die die Schülerinnen und Schüler hier zauberten – von dynamisch und leicht bis träumerisch und schwebend – , bildeten beim drängend-forschen Unisono wie beim verspielt-polyphonen Miteinander fast sinnbildlich die Schulgemeinschaft ab. Aus Klassik wurde danach mit Bellingrath Christmas Garden (R. Ford) Show. Das Orchester zeigte bei dieser Musik mit 3D-Effekt eindrucksvoll, dass es auch ganz andere Register bedienen kann.

Und der letzte Gänsehautmoment? Das war ohne Zweifel der traditionelle gemeinsame Abschluss, bei dem die Gemeinde zusammen mit allen Aktiven sang und musizierte: Es ist ein Ros‘ entsprungen spielte in der 5. Strophe den Ball der Lichtmetapher vom Anfang zurück: "O Sonn geh auf, ohn deinen Schein in Finsternis wir alle sein".

Wir danken euch Musikerinnen und Musikern. Wie jedes Jahr wurde am GG schon mit dem Weihnachtskonzert ein bisschen Weihnachten.

Das kleine Orchester
Volle Spannung bei der Dirigentin
Über die Schulter geschaut
Der Chor der Klassen 7
Flöten im Großen Orchester
Der Große Chor vor eindrucksvoller Kulisse
Volle Konzentration im Großen Chor
Soloviolinen
Blechbläser im Großen Orchester
Das Große Orchester