Ates stellte direkt zu Beginn die Ursache des großen Polizeiaufgebots klar: Es gebe sowohl in der Türkei als auch in Deutschland Menschen, die sie lieber tot als lebendig sehen wollten, weil sie für einen liberalen Islam kämpfe.
Sie begann mit ihrer Biografie, erzählte, dass sie mit 6 Jahren nach Deutschland kam und dass Rassismus in ihrer Familie (Vater Kurde, Mutter Türkin) schon immer ein Thema gewesen sei. Ates schilderte verschiedene Erfahrungen, die sie in ihrer Kindheit mit Deutschen gemacht habe, dass sie sehr tolerante Menschen getroffen habe, berichtete aber auch von rassistischen Vorkommnissen und Hass, der ihr in Deutschland begegnet sei und dass sie immer hin- und hergerissen gewesen sei zwischen Deutschland, ihrer einen Heimat, und der Türkei, ihrer anderen Heimat. Irgendwann habe sie beschlossen, man müsse nicht wählen, denn man könne zwei Heimaten haben und beide gleich lieben.
Dies war auch die Botschaft ihres Vortrages zur transkulturellen Identität: Jeder, dessen Heimat Deutschland ist, solle Deutschland auch lieben und jeder, der noch woanders heimisch ist, solle diese Heimat genauso lieben.
Im Anschluss gab es noch eine lange Fragerunde, in der Ates sich Fragen der Stufe zu Themen wie der Zukunft des Islam, feministischen Freiheitsbewegungen in islamistischen Ländern, der doppelten Staatsangehörigkeit und zu den Situationen von Frauen in Afghanistan und im Iran stellte.
Am Ende waren alle beeindruckt von Seyran Ates, einer Frau, die trotz Anschlägen auf ihr Leben immer weiter gegen Zwangsehen, häusliche Gewalt, Gewalt in der Ehe und Ehrenmord und für einen modernen, liberalen und toleranten Islam kämpft. Auch wenn das bedeutet, dass sie nie wieder in eine ihrer Heimaten, die Türkei, zurück kann.