Alina Bronsky

Alina Bronsky

Alina Bronsky am Georgii Gymnasium

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Frisch, forsch, jugendlich - Alina Bronsky liest in der Aula des Georgii-Gymnasiums

„War toll!“ Mit diesen frappant-jugendsprachlichen Worten fasste die Schriftstellerin Alina Bronsky ihren Besuch am Georgii-Gymnasium in Esslingen zusammen. Ein solch positives Urteil von ihr ist alles andere als selbstverständlich. Sie hat, wie sie freimütig erklärte, nicht nur positive Erfahrungen bei ihren Lesungen an Schulen gemacht. Umso erfreulicher war es, dass nicht nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an ihrer Lesung, sondern auch die vielfältig geforderte, den verschiedensten Erwartungen ausgesetzte Lesende selbst ihren Auftritt vor den etwa 150 Schülerinnen und Schülern so positiv bilanzierte.

Schon wie sich Alina Bronsky ihrem jungen Publikum präsentierte, nahm es für sie ein. Das Haar leicht rötlich gefärbt, das Gesicht überhaupt nicht geschminkt, ihre Stimme, ihre Figur, ihr Lachen, alles wirkte freundlich und offen, was sie mindestens zehn Jahre jünger aussehen ließ, als sie ist. Sie erschien in unaufdringlich jugendlichem Outfit, ausgebleichten Jeans, einem langen, leicht geblümten Shirt und einem weichen, verspielten Schal um Hals und Schultern, was genauso zu einem Jugendtreff wie zu einer spontanen Demo von Jugendlichen gepasst hätte. Dazu sprach sie ihre Zuhörerinnen und Zuhörer sehr direkt und vertraut an, so dass die Distanz, die sich leicht einstellt, wenn sich jemand an eine größere Hörerschaft wendet, unversehens überwunden war. Von Beginn an schaffte sie es, eine sehr ungezwungene Atmosphäre zu erzeugen, hatte schnell die Zuneigung des jungen Auditoriums gewonnen und fühlte sich sichtlich wohl im Kreis der ihr aufmerksam lauschenden Schülerinnen und Schüler.

Alina Bronsky las aus ihrem ebenso schwungvoll wie abwechslungsreich erzählten Roman „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“, der aus der Ich-Perspektive von einer rechthaberischen Großmutter handelt, die sich in den Wirren und Verirrungen am Ende der 80er Jahre in der ehemaligen Sowjetunion als resolute Person behauptet und sich nach ihrer Übersiedelung auch in Deutschland mit ihrer selbstsicheren Art durchsetzen kann. Die Großmutter schreibt beispielsweise ihrer Tochter Sulfia in jeder Lebenslage vor, wie sie ihr Leben zu führen hat, und verschafft ihr nacheinander drei verschiedene Männer, nachdem zuvor völlig im Dunkeln geblieben ist, wie diese Tochter früh und ungewollt zu einem Kind, der Enkelin Aminat, gekommen ist.

Die Autorin erzählte ihre Geschichte so humorvoll und anschaulich, da sie sicher einiges von ihr selbst Erfahrenes enthält. Als 13jähriges Mädchen ist sie zusammen mit ihren Eltern aus Russland nach Deutschland eingewandert und manche dieser Erlebnisse sind, wie sie selbst sagt, mehr oder weniger verfremdet in diesen Roman eingeflossen. Die Lesung war so kurzweilig, dass sie bei vielen Zuhörern Lust auf mehr machte, wofür sich das eigene Nachlesen im Roman wie von selbst anbot. Dazu kam die uneitle, lockere und sympathische Art, mit der sie vortrug, die keinesfalls abgehoben oder von sich selbst eingenommen wirkte und die Hörerschaft umso mehr fesselte.

Auf die Fragen ihrer Zuhörer im Anschluss an ihre Lesung ging Alina Bronsky bereitwillig ein. Sie nahm alle Äußerungen souverän auf, gab eingehend Auskunft und hatte keine Scheu davor, auch auf sie selbst und ihre Gefühlslage zielende Fragen zu beantworten. So erzählte sie freimütig und auf eine ganz persönliche Weise davon, wie begeistert sie bereits in ihrer Jugend davon war, sich ungewöhnliche Geschichten auszudenken und sie genauestens aufzuschreiben, und dass sie diese Passion nun zu ihrem Beruf gemacht habe. Außerdem klärte sie ihre Fragesteller detailliert darüber auf, wie man Schriftsteller wird, und stellte den Schülern den schwierigen Weg vor, den man beschreiten muss, wenn man ein Werk bei einem Verlag unterbringen möchte, damit dieser es dann schließlich veröffentlicht. Sie gab den guten Rat, falls jemand ein Buch veröffentlichen wolle, auch unkonventionelle Wege auf sich zu nehmen, stets hartnäckig zu bleiben und auch bei noch so vielen Rückschlägen an sich zu glauben, denn kaum ein Autor erreiche mit seiner ersten Einsendung eine Zusage des Verlags.

Mit ihrem Besuch hat sich Alina Bronsky bei allen große Sympathien erworben. Sie verstand es, ihr Publikum in eine zunächst fremd anmutende, dann aber doch auch sehr vertraut erscheinende Welt voller überraschender Wendungen und sonderbarer Charaktere mitzunehmen und ihr Leben als Schriftstellerin anschaulich, lebendig und anregend vorzustellen. Sie wird als aufgeschlossene, junge Leser ansprechende Erzählerin in bester Erinnerung bleiben. Wirklich, auch für die Teilnehmer gab es am Ende kein anderes Resümee als heiter und beglückt festzustellen: „War toll!“

Melanie B., Patrick J., Michael R.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Jens Lechner