Marta und Leopold Goldschmidt

Am Dienstag, dem 12. November 2013, war es so weit. In der Aula erinnerte das Georgii-Gymnasium an 13  Personen, die in der Zeit des Nationalsozialismus wegen ihrer Herkunft oder ihrer Religion Esslingen verlassen mussten oder durch die Nazis ihr Leben verloren. Nun sind diese Verfolgten im Esslinger Boden durch Stolpersteine mit ihren Namen und den wichtigsten Daten ihres Lebens verewigt.
Bei der Gedenkfeier in der Aula trugen drei Projektgruppen aus GG-Schülern der Jahrgangsstufen 1 und 2 und der Klasse 9c die Ergebnisse ihrer zum Teil monatelangen Recherchen vor; mit einer umfangreichen PowerPoint-Präsentation veranschaulichten sie das Leben von Lore Akulewitsch und Rolf Moritz Rosenfeld, zwei „Zöglingen“ des ehemaligen israelitischen Waisenhauses, von Abraham Schweizer, einem ehemaligen Schüler der Lateinschule, von der das GG herkommt, und von Leopold und Marta Goldschmidt und ihrer Familie, beide ehemalige Schüler unseres Gymnasiums. Für die musikalische Begleitung sorgten die GG-Lehrer Herr Kögel, Frau Steinke, Frau Weller und Herr Grötzinger; sie hatten drei Sätze aus Streichquartetten von Beethoven, Haydn und Reger ausgewählt, die bei einem Konzert im Januar 1936 gespielt worden waren. Marta Goldschmidt hatte mit ihren Eltern noch kurz vor ihrer Flucht nach Brasilien diese Musik im Gemeindehaus am Blarerplatz gehört. Schulleiter Herr Scheffzek erläuterte diesen Zusammenhang in seiner Ansprache an die versammelten Schüler und Gäste. Eine sehr beeindruckende Rede hielt auf Deutsch Paulo Neuhaus, der Sohn Marta Goldschmidts, der mit seiner Familie aus den USA angereist war. Er erinnerte als Zeitzeuge an seine Vorfahren, die als Juden in Deutschland verfolgt worden waren, und bekannte sich als in Brasilien geborener Jude zu seiner positiven Beziehung zum heutigen Deutschland.
Nach der Feier wurden auf dem Schulhof jeweils ein „Hier lernte“-Stolperstein für Leopold und Marta Goldschmidt verlegt.
Am Mittwoch, dem 13. November 2013, wurden vom Künstler Gunter Demnig, dem Erfinder der Stolpersteine, in der Stadt insgesamt 13 weitere Stolpersteine verlegt. Mit dem „Hier lernte“- Stolperstein für Abraham Schweizer fing er um 9 Uhr in der Abt-Fulrad-Straße an, während zwei Schülerinnen aus der Klasse 8a Violine spielten; es folgten ein weiterer vor dem Mörike-Gymnasium für die ehemalige Schülerin Ella Moses und vier „Hier wohnte“-Steine für die Familie Goldschmidt vor dem Haus Neckarstraße 82. Das Theodor-Heuss-Gymnasium erinnerte in der Breslauer Straße an Sofija Belkina, Johann Lubela und Andrej Kowaliow, die während des Zweiten Weltkriegs als russische Zwangsarbeiter im Lager „Ziegelei“ auf dem Grundstück der heutigen Schule gelebt hatten.
Um 12 Uhr folgten vor dem heutigen Theodor-Rothschild-Haus in der Mülbergerstraße schließlich noch vier Stolpersteine für ehemalige „Zöglinge“: neben den bereits oben Genannten hatten Mitglieder des Vereins DENK-ZEICHEN noch Thea Kaufmann und Doris Einstein ausgewählt.
Danach konnten wir den zahlreichen Gästen der Verlegung im Festsaal des Theodor-Rothschild-Hauses das Leben der jüdischen Kinder präsentieren.
Bei der Recherche meiner Gruppe seit dem Frühjahr war mir immer mehr klar geworden, wie die beiden Kinder Lore und Rolf unter dem schrecklichen Nazi-Regime gelitten hatten. Beide Lebenswege endeten in Konzentrationslagern.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ - Das ist der Leitspruch Gunter Demnigs für sein großes Stolperstein-Projekt.

Max R. (9c)