Im Kontext einer Projektarbeit mit Schülern anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Schulhauses am Lohwasen im Jahre 2010 hatte er damit begonnen, die Geschichte der bis heute unversehrt erhaltenen Gedenktafel für die Weltkriegstoten seines Gymnasiums zu erforschen. Diese Tafel war Bestandteil eines 1921 eingeweihten ursprünglich größeren Ehrenmals. Das erstaunliche Ergebnis von Alfred Hottenträgers Recherche ist: Nicht „nur“ die 66 Lehrer und Schüler, die auf der Tafel verzeichnet sind – eine an sich schon erschreckende Zahl – ließen im Ersten Weltkrieg ihr Leben. Vielmehr waren es mindestens 155 Mitglieder der Schulgemeinde, die den Kämpfen und unmittelbaren Folgen des Kriegs zum Opfer fielen.
Seit den Projekttagen 2010 haben Faszination und Leidenschaft des historischen Forschens den Autor ebenso wenig losgelassen wie das besondere Interesse an den persönlichen Schicksalen der ehemaligen Schüler seines Gymnasiums und deren Familien. Alfred Hottenträger hat die Biografien aller 155 Toten akribisch erforscht und seine gesamten Rechercheerträge dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt. Sein Buch enthält eine sorgfältig zusammengestellte Auswahl der Ergebnisse: Der Autor beschreibt zunächst einleitend die Geschichte des Gymnasiums zur Zeit des Ersten Weltkriegs und die Erinnerung der Schule an ihre Gefallenen von der Einweihung des Denkmals 1921 bis auf den heutigen Tag. Den Kern des Buches machen dann vor allem 14 Biografien von Lehrern und Schülern aus, die im Ersten Weltkrieg umkamen.
Alfred Hottenträger berichtete anlässlich der Buchvorstellung von seinen ersten Annäherungen an das Thema und von den Wegen seiner Forschungen. Im Anschluss daran stellte er einzelne Abschnitte aus dem mehr als 200 Seiten umfassenden Band vor, las einige Passagen und unterstützte seine Lesung mit eindrucksvollem Bildmaterial. Zuvor hatte Dr. Joachim Halbekann, der Leiter des Stadtarchivs Esslingen, die Arbeiten des Autors und dessen Ausdauer eingehend gewürdigt und in ihrer Bedeutung für die umfangreicheren Forschungen zum Thema „Esslingen und der 1. Weltkrieg“ und insbesondere für das Langzeitprojekt „52x - Esslingen und der Erste Weltkrieg“ eingeordnet. Dabei hob er ebenso wie zuvor Schulleiter Joachim Scheffzek hervor, dass die langjährige fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Stadtarchiv und Georgii-Gymnasium als ein besonderer Glücksfall für die Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte gelten kann.
Es ist nicht gerade die Regel, dass Projekttage an der Schule in ein Buchprojekt münden. Insofern sind gerade die Projekttage von 2010 ein besonderes Muster für das, was man heute auch in der Pädagogik als nachhaltig bezeichnet. Diesen Umstand betonte der Schulleiter mit sichtlichem Stolz auf Hottenträgers Leistungen, nachdem er Gedanken zur Rezeption des missbrauchten und entkontextualisierten Horaz-Zitats durch die Zeiten vertieft hatte.
Stadtarchiv und Georgii-Gymnasium freuen sich über den Erfolg dieser akribischen und umfangreichen Forschungen und darüber, dass die Namen auf der Gedenktafel nun durch Hottenträgers Verdienst lebendig bleiben. Derr Schulleiter verband diese Freude mit dem Optimismus eines Pädagogen: „Zu verstehen, warum und wie unsere Wirklichkeit so geworden ist, wie sie ist, und dass man aus der Geschichte lernen, so dem Wiederholungszwang entkommen und sich vor der Barbarei schützen kann.“
Sichtlich bewegt signierte Alfred Hottenträger dann auch auf vielfachen Wunsch die ersten verkauften Exemplare seines Buchs.
Das Buch kann im Stadtarchiv Esslingen, im Georgii-Gymnasium, im Stadtmuseum, in der Stadtinformation und im Buchhandel für 15 € erworben werden.
