40 Jahre Schüleraustausch mit Neuchâtel

27.03.2019  (R.B.)  –  Jedes Jahr kommen Schweizer Austauschschüler nach Esslingen mit seinen pünktlichen, ordentlichen, Maultaschen liebenden Bewohnern und andersherum besuchen deutsche Schüler das Städtchen Neuchâtel mit seinem wundervollen See, um Käse und Schokolade zu essen - und das schon seit sage und schreibe 40 Jahren! Ob sich diese Klischees bewahrheiten würden, durften die Schüler im diesjährigen Jubiläumsaustausch erfahren.

Mittwoch, 13:50 Uhr.
Sichtlich aufgeregt und etwas angespannt wartet eine Gruppe Schüler am Bahnhof mit ihren Eltern und Lehrern Nun ist der lang ersehnte Moment gekommen: Schon aus der Ferne ist die S-Bahn zu erkennen, aus der Schüler mit Koffern steigen und es dauert nicht lange, bis das große Getümmel beginnt: Durchquetschen durch die Menge, hektisches Suchen mit dem Gedanken "Wo ist mein Austauschschüler?", Winken, Umarmungen, Begrüßungen und Frau Sieber, die Fahrkarten für die Schweizer Gäste verteilt.
Kurz darauf lernen sich die ersten Paare endlich persönlich kennen und machen sich auch schon auf den Heimweg.
Der Rest des Tages darf frei gestaltet werden: Den Schweizern werden Familie und Haustiere vorgestellt, das Haus, die Nachbarschaft oder die Stadt gezeigt und sie dürfen sich in ihrem vorübergehenden Heim einrichten.
Das von der Schule geplante Programm beginnt am nächsten Tag...

Donnerstag
...mit einem gemeinsamen Frühstück in der feierlich mit 40er-Konfetti geschmückten Aula. Außerdem werden die Schweizer mit Plakaten und Luftballons empfangen. Die Schüler decken sich mit Saft und Butterbrezeln und den extra angefertigten Jubiläumstalern ein. Herr Scheffzek hält eine Begrüßungsrede, in der er unter anderem von besagten Vorurteilen Deutschen und Schweizern gegenüber erzählt.
Gegen Ende der zweiten Stunde, werden die Georgiianer wieder in ihren Unterricht geschickt, während ihre Gäste zuerst eine Schul- und dann eine Stadtführung bekommen um bekannte Wahrzeichen wie das Rathaus und die Stadtkirche kennenzulernen.
Zum gemeinsamen Mittagessen trifft man sich in der Mensa, danach heißt es wieder Unterricht, diesmal am Nachmittag und Freizeit in Esslingen für die Neuchâteler.

Freitag
Heute dürfen die Schweizer den deutschen Unterricht kennenlernen und begleiten ihre Esslinger Freunde in deren Klassen. Fächer wie NWT sind natürlich schwer verständlich, aber glücklicherweise haben auch manche Klassen Französisch. Nach dem Unterricht macht man sich auf den Weg nach Stuttgart, wo ein Stadtspiel wartet.
Dort angekommen werden alle Schüler in kleine Gruppen aufgeteilt und jede erhält eine Kamera, ein Herz und ein Heft mit Fragen und Aufgaben. Darunter sind zum Beispiel "Wie hoch ist der Fernsehturm von Stuttgart und was ist das Besondere an ihm?", "Macht ein Foto mit einem Denkmal oder einer Statue", oder - was besonders lustig ist - "Macht ein Foto, wie ein Passant ein Mitglied eurer Gruppe ein Stück des Weges trägt."
Pünktlich um 16:30 Uhr werden die Antworten ausgewertet und die Ergebnisse bekannt gegeben.
Im Anschluss daran folgt das Wochenende...

Samstag und Sonntag
...welches ebenfalls komplett frei gestaltet werden darf. Einige Familien unternehmen einen Ausflug auf die Burg Hohenzollern, andere gehen eislaufen, backen einen Kuchen oder Muffins und wieder andere treffen sich einfach mit ihren Freunden. So rückt ein aktionsreicher Montag näher:

Montag
Sämtliche Schweizer und Deutsche treffen sich am Bahnhof, um gemeinsam nach Vaihingen in das Café Kraft zum Bouldern zu fahren.
Vor Ort kann es, nach einigen Anweisungen und dem Anziehen der ungemütlichen Boulderschuhe, auch schon losgehen. Auf zwei Stockwerken verteilt befinden sich leichte und schwierige Kletterrouten. Manche von ihnen sind besonders schwer zu überwinden, da man sich an ihnen fast parallel zum Boden entlanghangeln muss. Nachdem alle am Ende des Kletterabenteuers ziemlich erschöpft sind, geht es auch schon weiter zum nächsten Ausflugsziel: Schloss Ludwigsburg.
In Ludwigsburg selbst bekommen die Schüler eine Stunde Zeit, um Selbstgemachtes oder Gekauftes zu essen und eine Pause einzulegen. Nach dieser Stärkung wird das Schloss angesteuert, in dem die einen eine deutsche und die anderen eine französische Führung bekommen. Beide sind alles andere als langweilig, denn man wird durch prunkvolle Säle, Gänge, Schlafräume und eine Bildergalerie geführt, erfährt viel über die adelige Familie und ihre Verbindungen zu anderen bekannten königlichen Familien. Man lernt auch, was "Etikette" bedeutet und wie der Hochadel schreitet.

Dienstag
Der heutige Tag verläuft für die deutschen Gastgeber dagegen wenig spektakulär: Sie haben ganz normal Unterricht, während ihre Partner das Porsche Museum besuchen und mit vielen Bildern von Autos zurückkommen. Am Abend treffen sich einige Esslinger und Neuchâteler auf der Maille, wo sie den Tag  gemeinsam ausklingen lassen und gleichzeitig auch die erste Hälfte des Austauschs verabschieden, denn morgen müssen die Gäste unsere Stadt auch schon wieder verlassen.

Mittwoch, 9:20 Uhr
Der Austausch endet, wie er begann, in der Aula, mit der offiziellen Verabschiedung der Austauschschüler aus Neuchâtel. Davor, in den ersten beiden Stunden, hatten die Schweizer ihre Reisetagebücher im Computerraum geschrieben.
Jetzt gibt es kein Zurück mehr: Die Schüler umarmen sich noch ein letztes Mal, die Schweizer holen ihr Gepäck und ab geht es zum Bahnhof.
Für die Neuchâteler ist es aber noch nicht das Ende ihres Aufenthalts in Deutschland, denn die Reise geht für sie weiter nach München, wo sie zwei Nächte verbringen.
Es ist kaum zu glauben, wie schnell diese Woche verging. Wir haben viel erlebt, gelernt und neue Freunde gefunden. Ich denke, dass dieser Austausch für uns alle eine einzigartige Erfahrung war, die uns Freude bereitet hat und weiterhin bereiten wird.

Also dann: Wir sehen uns im Mai in Neuchâtel wieder!