Zeitzeugen, die aus eigenem Erleben berichten könnten, gibt es immer weniger, und so kam es, dass in diesem Jahr Kurt Schrimm den Festvortrag hielt, der viele Jahre die Zentrale NS-Ermittlungsstelle in Ludwigsburg leitete. Nach Grußworten aus Politik und der Kirche berichtete Herr Schrimm aus der wechselhaften Geschichte der Zentralstelle und von der Schwierigkeit, heute noch Täter des Regimes ausfindig zu machen und vor Gericht zu stellen. Überzeugend plädierte er dafür, dass, solange es noch Täter gebe, diese zur Verantwortung gezogen werden müssten – und zwar nicht wegen des Schutzes der Gesellschaft oder einer möglichen Zurechtbringung des Täters (wie in „normalen“ Strafprozessen), sondern aus einem „klassischen“ Sühne- und Strafegedanken heraus.
Umrahmt wurde der Vortrag vom großen Orchester des Georgii-Gymnasiums (unter Leitung von Herrn Kögel) mit barocken Klängen und von Schülerinnen und Schülern aller vier Esslinger Gymnasien, die unkommentiert Passagen aus der Dokumentation des Auschwitz-Prozesses von Lüneburg 2015 lasen und Staatsanwaltschaft, Zeugen, Nebenkläger, den Angeklagten und den Richter zu Wort kommen ließen.