Die Lüge im Tor: Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Dachau

11.07.2023  (K.M.)  –  „Arbeit macht frei“ - mit dieser Lüge begann er, der Besuch der Zehntklässlerinnen und Zehntklässler sowie des Leistungsfachs Geschichte der Kursstufe 1 in der KZ-Gedenkstätte Dachau und so beginnt und endet jeder Besuch mit dieser Inschrift im Eingangstor. Anders als die Jugendlichen des GG konnten die zwischen 1933 und 1945 dort Inhaftierten aber nicht einfach nach wenigen Stunden in einen klimatisierten Bus sitzen und den Ort des Schreckens hinter sich lassen.

Diese Tatsache veranlasste den Lagerinsassen und Dichter Edgar Kupfer-Koberwitz in seinem Gedicht "Die Lüge im Tor" zur finalen Erkenntnis "Der Tod macht frei!" das sollte stehn: "Tod löst die Tyrannei".

Unter welch menschenunwürdigen Bedingungen die Inhaftierten in Dachau ihr Dasein fristeten, erfuhren die Schülerinnen und Schüler während der Führung auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers, wo stundenlange Appelle bei brütender Hitze wie am Tag der Exkursion oder klirrender Kälte an der Tagesordnung waren; wo am Ende rund 500 Personen in den Baracken in Räumen zusammengepfercht wurden, die ursprünglich für 50 Menschen ausgelegt gewesen waren, was zur Folge hatte, dass alle möglichen Krankheiten grassierten. Ein Ort der blanken Willkür der SS-Männer, deren Gutdünken darüber entschied, was in Ordnung war und was ein Vergehen, ob saubere Schuhe einen Ausdruck von Drückebergerei vor der Arbeit darstellten oder schmutzige Schuhe ein Vergehen am "Volkseigentum" waren. Ein Ort, der nicht auf die Vernichtung der Häftlinge ausgelegt war, weshalb die errichtete Gaskammer nie in Betrieb genommen wurde, an dem der Tod der Inhaftierten zwar nicht das Ziel war, aber zumindest billigend in Kauf genommen und teilweise auch bewusst herbeigeführt wurde. Ein Ort, an dem Gewalt in jeder nur erdenklichen Form angewandt wurde, an dem (pseudo-)medizinische Experimente an Menschen durchgeführt wurden und an dem Krematorien benötigt wurden, um die Leichen zu "entsorgen".

Froh sei sie, diesen Ort hinter sich gelassen zu haben, entfuhr es schließlich Sophie, als sie die Lüge im Tor zum zweiten Mal passiert hatte und mithin wieder außerhalb des ehemaligen Lagers stand, wo ihr der Schock noch ins Gesicht geschrieben stand. Und Johann verwies darauf, für wie bedeutsam er die am Ende der Führung zitierten Worte des als Gegner des Nationalsozialismus selbst inhaftierten Theologen Martin Niemöller halte:

"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.

Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."

Die Exkursion in die KZ-Gedenkstätte sollte allen Teilnehmern genau dies offenbart haben, Mahnung sein und Auftrag, gegen jede Ansätze der Diskriminerung und Verfolgung Anderer vorzugehen.

 

Die Lüge im Tor
Appellplatz
Gelände hinter Stacheldraht
Betretene Gesichter beim Anblick des Krematoriums
Das große Krematorium mit der Gaskammer
Ofen im Krematorium